Die Klinik für Allgemeine, Viszerale und Onkologische Chirurgie unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. med. Frank Ulrich ist nach Gründung des Mittelhessischen Robotikzentrums im Oktober 2020 jetzt auch Hospitationszentrum für die kolorektale und Viszeralchirurgie. Zwei Ärzte des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus waren die ersten, die den Wetzlarer Experten über die Schulter schauen konnten: MUDr. Ivor Dropco, geschäftsführender Oberarzt Chirurgie und Abteilungsleiter für minimalinvasive und robotische Chirurgie, sowie Dr. med. Dai Que Vu, Oberarzt Chirurgie und Abteilungsleiter Tageschirurgie, hospitierten bei Dr. Ulrich und seinem Team. Die beiden werden zum da Vinci Console Surgeon ausgebildet. 

Das Klinikum Wetzlar bietet zusammen mit dem Hersteller Intuitive Surgical Chirurgen aus Deutschland und den europäischen Nachbarländern die Möglichkeit, robotisch-assistierte Eingriffe am da Vinci-X-System im Operationssaal zu beobachten. Bei diesen sogenannten Case Observations können die Mediziner wertvolle Erfahrungen in der robotischen Chirurgie sammeln. Dabei geht es vor allem um eins: live dabei zu sein. „Während eines Eingriffs direkt vor Ort im OP zu sein, die Kommunikation des Teams wahrzunehmen und zu sehen, wie Materialien und Techniken genutzt werden, ist unheimlich wertvoll für die Kollegen“, erklärt Dr. Ulrich. „Wir teilen unser Wissen, geben Erfahrungen weiter und beantworten Fragen, damit die Hospitierenden so viele Informationen und Eindrücke wie möglich aus den OPs mitnehmen können.“ 

Häufig werden die Kollegen im Anschluss an die Hospitationen bei den ersten roboterassistierten Eingriffen in ihren Heimatkliniken begleitet. Dies ist auch im September im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus geplant. Dr. Ulrich steht dann den Ärzten als chirurgischer Fachexperte zur Seite, der die OP beaufsichtigt. Ziel ist es, die Ausbildung in der robotisch-assistierten Chirurgie weiter zu standardisieren, die Lernkurven bei der Etablierung eines robotischen Programms zu optimieren und somit die Patienten in Deutschland flächendeckend optimal zu versorgen. 

„Ich freue mich sehr, dass die Klinik für Allgemeine, Viszerale und Onkologische Chirurgie unter der Leitung unseres Robotik-Experten Dr. Frank Ulrich jetzt Hospitationszentrum für robotische Chirurgie ist“, sagt Tobias Gottschalk, Geschäftsführer der Lahn-Dill-Kliniken. „Das zeigt die große Expertise unseres Operateurs und die hohe Qualität unserer Versorgung auf dem Gebiet der roboterassistierten kolorektalen und Viszeralchirurgie.“

Am Klinikum Wetzlar werden seit Oktober 2020 täglich robotisch-assistierte Eingriffe unter Beteiligung der Klinik für Allgemeine, Viszerale und Onkologische Chirurgie und der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Urologische Onkologie (Chefarzt Dr. Victor Garlonta) angeboten. Zur breiten interdisziplinären Implementierung dieser modernen Operationsmethode wurde darüber hinaus das Mittelhessische Robotikzentrum gegründet. Seit August 2022 wird das Team der robotischen Chirurgie durch Dr. Peter Stuzmann als neuen Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe ergänzt.

„Mit dem da Vinci-X-System können wir umfangreiche und komplexe Eingriffe bei Krebserkrankungen und gutartigen Befunden mit sehr hoher Genauigkeit vornehmen, um Tumore restlos zu entfernen. Dabei sind die Einschnitte an der Bauchdecke sehr klein und der Eingriff für den Patienten weniger belastend“, erläutert Robotik-Experte Dr. Ulrich. Die postoperative Entzündungsreaktion sei weniger ausgeprägt. Neben einer schnelleren Mobilisation und einem früheren Kostaufbau führe auch ein geringerer postoperativer Schmerzmittelbedarf zu einem kürzeren Krankenhausaufenthalt. Darüber hinaus gebe es ein besseres kosmetisches Ergebnis und auch im längeren Verlauf komme es zu einem deutlich selteneren Auftreten von Narbenbrüchen.

Hintergrund da Vinci-Operationssystem: 

Bei der Operation mit dem da Vinci-System sitzt der Chirurg an einer Steuerkonsole, abseits des Operationstisches. Über Bedienelemente für die Hände und mehrere Fußpedale steuert er die Roboterarme, an deren Enden sich frei bewegliche Instrumente befinden, die zuvor über kleinste Schnitte in den Körper eingebracht wurden. Neben einer hervorragenden dreidimensionalen Sicht über die Kamera des Systems haben die Instrumente einen größeren Bewegungsumfang als die menschliche Hand und erlauben dadurch auch in engen Körperhöhlen komplexe Operationsschritte. Bei den Eingriffen überträgt das System alle Bewegungen des Operateurs eins zu eins und dient dabei als hochpräziser verlängerter Arm des Chirurgen.

 

Vier Ärzte stehen auf einem Flur vor dem OP. Hospitierten bei Priv.-Doz. Dr. Frank Ulrich (links) und Dr. med. Alexander Reinisch-Liese (2.v.r.): MUDr. Ivor Dropco (2.v.l.) und  Dr. med. Dai Que Vu (rechts).
Hospitierten bei Priv.-Doz. Dr. Frank Ulrich (links) und Dr. med. Alexander Reinisch-Liese (2.v.r.): MUDr. Ivor Dropco (2.v.l.) und Dr. med. Dai Que Vu (rechts).