Häufige Herzerkrankungen: Anzeichen erkennen – Risiken minimieren
Über die neuesten Erkenntnisse auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben sich rund 250 Interessierte in der Wetzlarer Stadthalle informiert. Ausrichter der Veranstaltung war die Medizinische Klinik I des Klinikums Wetzlar unter der Leitung von Chefarzt Professor Dr. Martin Brück.
Pressemitteilung
22.04.2024
Wetzlar
Die Schirmherrschaft der Veranstaltung hatte Landrat Wolfgang Schuster übernommen. Er verdeutlichte in seiner Rede, wie wichtig Patientenveranstaltungen seien: „So können sich Interessierte umfassend über medizinische Themen informieren. Zudem tragen solche Veranstaltungen dazu bei, das Bewusstsein für Prävention zu schärfen“.
In seiner Begrüßung blickte Chefarzt Professor Brück auf die mittlerweile über 20-jährige Geschichte des Herzseminars zurück, das 2002 das erste Mal unter dem damaligen Chefarzt, Professor Dr. Wilfried Kramer, stattfand und seitdem bis auf wenige Ausnahmen jährlich in Wetzlar stattfindet. „22 Jahre sind eine lange Zeit, und es spricht für die Qualität und den Wert unserer Veranstaltung, dass auch heute wieder zahlreiche Patienten und Besucher den Weg in die Stadthalle gefunden haben, um sich über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Herzgesundheit zu informieren. Das freut uns sehr und erfüllt uns mit Stolz.“
„Bluthochdruck – wie messe ich richtig, was gilt es zu beachten?“- diese Fragen beantwortete Georg-Vinzent Reh, Oberarzt in der Medizinischen Klinik I am Klinikum Wetzlar, in seinem Vortag. „Blutdruck ist ein wichtiger Indikator für die Gesundheit unseres Herz-Kreislauf-Systems. Er gibt Auskunft über die Kraft, mit der das Blut durch unsere Arterien fließt“, so der Oberarzt. Mit zunehmendem Alter steigt der Blutdruck langsam und oft unbemerkt an. Zu den Risikofaktoren für hohen Blutdruck zählen familiäre Belastung, Übergewicht, Bewegungsarmut, ungesunde Ernährung wie beispielsweise zu viel Salz, Alkohol und Rauchen.
Unbehandelt führt hoher Blutdruck zu einer Belastung für Adern und Gewebe und ist somit einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Nierenschwäche und Nierenschäden.
„Das regelmäßige Messen des Blutdrucks ist wichtig, um mögliche Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen“, erklärte Reh und gab hilfreiche Tipps zum richtigen Messen. „Idealerweise misst man morgens und abends jeweils zwei Mal im Abstand von ein bis zwei Minuten. Vor der Messung empfiehlt es sich, fünf Minuten zur Ruhe zu kommen, sich aufrecht hinzusetzen, die Beine locker nebeneinanderzustellen und während der Messung normal zu atmen“, so der Oberarzt.
„Bluthochdruck ist oft gut kontrollierbar“, so die gute Nachricht des Oberarztes. „Mit einer rechtzeitigen Diagnose und Behandlung, die Lebensstiländerungen und Medikamente umfasst, können viele der damit verbundenen Risiken reduziert oder vermieden werden“, resümierte der Internist.
Dr. Miriam Salzmann-Djufri, Oberärztin der Abteilung für Herz-, Kinderherz- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Gießen/Marburg, informierte die Zuhörer über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Herzchirurgie. So ist es möglich, in ausgewählten Fällen eine Herzoperation am schlagenden Herzen ohne Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine durchzuführen. Die Hautschnitte für eine Herzoperation am Brustkorb werden immer kleiner. Zudem kann eine Operation am Herzen auch durch einen Hautschnitt unterhalb der rechten Brust erfolgen, so dass man den Brustkorb nicht über das Brustbein eröffnen muss. Im Falle einer Bypassoperation wird versucht, für die notwendigen Umgehungsgefäße vorwiegend Arterien zu verwenden: „Arterielle Bypässe mit der linken Brustwandarterie haben eine exzellente Offenheitsrate von 90 Prozent nach 20 Jahren. Venöse Bypässe sind nach 10 Jahren noch in 60 Prozent der Fälle offen“, so die Herzchirurgin. Zum Schluss ihres Vortrages ging Dr. Salzmann-Djufri auf Maßnahmen vor einer Herzoperation ein, die der Patient selbst durchführen kann, um sich körperlich und psychisch vorzubereiten. Durch diese „Prähabilitation“ kann die postoperative Erholung beschleunigt werden, bevor die Patienten dann nach der Operation in die Rehabilitation gehen.
Der Herzinfarkt, die Ursachen und seine Symptome standen im Mittelpunkt des Vortrages von Patrick Schmidt, Oberarzt in der Medizinischen Klinik I am Klinikum Wetzlar. Auslöser eines Herzinfarktes ist die so genannte Koronare Herzkrankheit. Dabei wird der Blutfluss zum Herzmuskel in einer der Koronararterien, die das Herz mit sauerstoffreichem Blut versorgen, verengt oder plötzlich blockiert. „Hauptursache für die Koronare Herzkrankheit ist die Atherosklerose. Dabei bilden sich Plaques aus Fett, Cholesterin und anderen Substanzen in den Arterienwänden und schränken den Blutfluss zum Herzen ein“, erklärte der Oberarzt.
Risikofaktoren sind unter anderem Rauchen, hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel und eine familiäre Veranlagung. Eine Koronare Herzkrankheit sei zwar nicht heilbar, aber um einem Herzinfarkt vorzubeugen, könne man trotzdem einiges tun: „Bewegen Sie sich regelmäßig, reduzieren Sie das Rauchen oder hören Sie am besten ganz damit auf. Versuchen Sie zudem, Übergewicht zu vermeiden, bauen Sie Stress ab und lassen Sie Ihre Blutwerte regelmäßig kontrollieren“, rät der Herzspezialist den Zuhörern. Zu den klassischen Symptomen eines Herzinfarkts gehören unter anderem brennende und drückende Schmerzen im Brustkorb, häufig hinter dem Brustbein, manchmal auch im Rücken, die in Arme, Hals, Kiefer oder den Oberbauch ausstrahlen und mit einem Engegefühl in der Brust einhergehen. Bei Anzeichen eines Herzinfarkts sei es entscheidend, sofort medizinische Hilfe zu holen. „Ein schnelles Handeln kann Leben retten und die Schädigung des Herzmuskels minimieren“, verdeutlichte Patrick Schmidt.
Professor Dr. Martin Brück referierte abschließend zum Thema Vorhofflimmern. „Vorhofflimmern ist eine häufige Herzrhythmusstörung, bei der die Vorhöfe des Herzens unregelmäßig und oft zu schnell schlagen“, erklärte der Chefarzt. Neben einer erhöhten Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Herzschwäche ist Vorhofflimmern mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko und einer verkürzten Lebenszeit verbunden. „Die Schlaganfälle bei Vorhofflimmern sind schwerwiegend, da sie mehrheitlich zu einer lebenslangen Körperbehinderung führen. Daher ist es unbedingt erforderlich, dass die Mehrheit der Patienten mit Vorhofflimmern eine Blutverdünnung einnimmt, die den größtmöglichen Schutz vor einem Schlaganfall bietet“, klärt der Herzspezialist auf. Die erfolgreichste Behandlung des Vorhofflimmerns stellt die Ablation dar. Hierbei werden im Herzen Nervenstrukturen unterbrochen, um das Auftreten von Vorhofflimmern zu verhindern. „Eine alternative Behandlungsmöglichkeit stellt die Tablettengabe von Antiarrhythmika dar. Sie sind insbesondere bei älteren Patienten eine Therapiealternative. Es ist auch möglich, beide Therapieoptionen zu kombinieren“, so der Chefarzt.
Horst Peter Pohl von der Deutschen Herzstiftung informierte außerdem kurz über die neuesten Aktivitäten der Deutschen Herzstiftung.