Eine konventionelle Herzoperation mit Bypass-Anlage hätte die Patientin nicht überlebt. Aus diesem Grund entschied sich das Kardiologenteam unter der Leitung von Professor Dr. Martin Brück, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Klinikum Wetzlar, für diesen innovativen Ansatz. Tobias Gottschalk, Sprecher der Geschäftsführung der Lahn-Dill-Kliniken, äußerte große Anerkennung für das Team unter der Leitung von Professor Brück. „Wir sind äußerst stolz auf die Leistung und das Engagement unseres Teams“, betonte er. „In unserer Medizinischen Klinik I in Wetzlar bieten wir hochspezialisierte und wegweisende kardiologische Behandlungsmethoden an. Dies ist nur dank der kontinuierlichen Weiterbildung und des engagierten Einsatzes der Mitarbeiter möglich."

„Bei diesem Eingriff werden die Engstellen aufgedehnt.  Dies erfolgt mittels eines Ballonkatheters in Kombination mit einem Herzunterstützungssystem“, erklärte der Chefarzt. Es wurde eine kleine so genannte Mikroaxialpumpe mithilfe eines Katheters über die Leistenarterie in das Gefäßsystem der Patientin eingeführt und in der linken Herzkammer platziert. Die Mikroaxialpumpe ist ein Herzunterstüt­zungs­system zur vor­ü­ber­gehen­den Ver­bes­serung der Pump­lei­stung des rechten oder linken Herzkammer.

„Die Herzpumpe saugt das Blut im Herzen an und pumpt es in die Hauptschlagader, wodurch der Kreislauf aufrechterhalten und die Sauerstoffversorgung der gesamten Organe, einschließlich des Herzens, gewährleistet wird“, so Professor Brück weiter. Das Herzunterstützungssystem kann auf der höchsten Leistungsstufe bis zu 2,5 Liter Blut pro Minute befördern.

Nachdem die Mikroaxialpumpe einen Teil der Herzleistung übernommen hatte, wurden die Engstellen der Herzkranzarterien zunächst mit einem Ballon aufgedehnt. Während dieser Aufdehnung fließt für wenige Sekunden kein Blut durch die behandelte Herzkranzarterie, da der aufgeblasene Ballon des Katheters den Blutfluss blockiert. „Ohne die Unterstützung der Herzpumpe würde die Herzleistung in diesem Moment vollständig zusammenbrechen. Dank der Übernahme der Herzarbeit durch die Herzpumpe ist jedoch die Ballonaufdehnung möglich", verdeutlichte Professor Brück.

Nachdem ausreichend Platz in den Engstellen durch die Aufdehnung geschaffen worden war, wurden an mehreren Stellen Gefäßstützen aus Edelstahl, so genannte Stents eingesetzt, um eine dauerhafte Durchblutung sicherzustellen. Nach Abschluss der Stentimplantationen wurde die Herzpumpe entfernt. Anschließend wurde die Patientin auf der Intensivstation für einige Stunden überwacht, bevor sie drei Tage nach dem Eingriff in einem stabilen Zustand das Krankenhaus verlassen konnte.

„Mit dieser Herzpumpe können wir nun Patienten in Wetzlar helfen, die unter schweren Durchblutungsstörungen des Herzens leiden und für die eine herkömmliche Herzoperation zu gefährlich wäre", sagte Thorsten Runde, Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik I und für das Herzkatheterlabor verantwortlich.

Oberarzt Florian Gilbert, der den Eingriff erfolgreich durchführte, sieht weitere Anwendungsmöglichkeiten und ein großes Potenzial für die Herzpumpe: „Die Herzpumpe könnte auch bei Patienten mit Herzversagen infolge eines Herzinfarkts von Vorteil sein und möglicherweise langfristig eingesetzt werden, um ihnen zu helfen.“

Mit der erfolgreichen Durchführung dieser Implantation einer Herzpumpe wird ein bedeutender Fortschritt in der Herzmedizin erreicht. „Es eröffnet neue Möglichkeiten für die Behandlung von Patienten mit schweren Durchblutungsstörungen des Herzens. Wir setzen weiterhin auf Innovation, um das Wohlbefinden und die Gesundheit seiner Patienten kontinuierlich zu verbessern“, verdeutlichte Professor Martin Brück abschließend.

Das verantwortliche Kardiologenteam von links nach rechts: Oberarzt Florian Gilbert, Chefarzt Professor Dr. Martin Brück und der leitende Oberarzt Thorsten Runde

Das verantwortliche Kardiologen-Team von links nach rechts: Oberarzt Florian Gilbert, Chefarzt Professor Dr. Martin Brück und der leitende Oberarzt Thorsten Runde