„Diese erstmalige Implantation markiert einen bedeutenden Schritt in der Weiterentwicklung der kardiologischen Versorgung am Klinikum Wetzlar und verdeutlicht das Potenzial innovativer Technologien für die Patientensicherheit und -zufriedenheit“, verdeutlichte Tobias Gottschalk, Geschäftsführer der Lahn-Dill-Kliniken (Sprecher). „Ich danke Herrn Professor Brück und seinem Team für die erfolgreiche Durchführung dieses zukunftsweisenden Eingriffs, der einmal mehr zeigt, wie wir durch modernste Medizintechnologie individuelle Lösungen für unsere Patienten finden können.“ 

Eine angeborene Normvariante der Blutgefäße bei der Patientin stellte dabei eine besondere Herausforderung dar: Die große Körpervene ihres Brustkorbs war seit ihrer Geburt nicht angelegt. Diese Normvariante führt zu keinen Beschwerden und muss nicht behandelt werden. Allerdings macht dies eine herkömmliche Schrittmacherimplantation unmöglich: „Das Schrittmacheraggregat wird in der Regel rechts oder links unterhalb des Schlüsselbeins implantiert. Die von dem Aggregat ausgehende Elektrode wird dann über die große Brustkorbvene zum Herzen geführt. Dies war bei der Patientin nicht möglich, da diese große Vene im Brustkorb der Patientin nicht angelegt war“, erläuterte Professor Dr. Martin Brück, Chefarzt der Medizinischen Klinik I des Klinikums Wetzlar. Ohne die medizinische Innovation der sondenlosen Herzschrittmacher wäre ein operativer herzchirurgischer Eingriff erforderlich gewesen, bei dem die Elektroden von außen auf das Herz genäht werden.

Während herkömmliche Herzschrittmacher aus einem unter der Haut implantierten Pulsgeber und Elektroden bestehen, die zum Herzen führen, integriert der sondenlose Herzschrittmacher sämtliche Funktionseinheiten in einer kleinen Kapsel. Diese wird direkt in die rechte Herzkammer eingesetzt, so dass weder die Blutgefäße noch die Herzklappen durch Elektroden belastet werden. Der sondenlose Schrittmacher ist mit einer Lebensdauer von mehr als 17 Jahren besonders langlebig, während bei konventionellen Geräten der Batteriewechsel wesentlich früher erforderlich ist.

Im Unterschied zur Implantation eines herkömmlichen Schrittmachers wird der sondenlose Schrittmacher über die Leiste mittels eines Katheters in das Herz vorgebracht und mit Hilfe einer kleinen Schraube im Herzen fixiert. „Der implantierte sondenlose Herzschrittmacher verfügt über eine aktive Fixierungshelix mit einem Einschraubmechanismus, der sowohl die Implantation als auch die Rückholung und Repositionierung des sondenlosen Schrittmachers ermöglicht“, erklärt Professor Dr. Brück. So kann er auch nach längerer Zeit unkompliziert wieder entfernt werden. 

Der Eingriff hinterlässt keine sichtbaren Narben. Der Herzschrittmacher ist unter der Haut nicht zu sehen oder zu spüren. Er ist mit einer Länge von nur 38 Millimetern und einem Volumen, das dreimal kleiner ist als eine AAA-Batterie, deutlich kleiner als ein herkömmlicher Herzschrittmacher, der ungefähr so groß ist wie eine Streichholzschachtel.

Der implantierte sondenlose Herzschrittmacher verfügt über eine innovative Funktion, das sogenannte Mapping. Diese ermöglicht es den Ärzten, elektrische Signale im Herzen zu messen, um vor der Implantation die optimale Position im Herzen zu bestimmen. Zudem ist er der einzige elektrodenlose Herzschrittmacher, der bei Bedarf neu positioniert werden kann.

Trotz der zahlreichen Vorteile bedarf die Implantation sondenloser Herzschrittmacher aktuell noch einer individuellen Genehmigung durch die Krankenkassen, da die Standardtherapie weiterhin die herkömmliche Herzschrittmacherimplantation darstellt. Professor Dr. Brück zeigt sich jedoch optimistisch: „Ich bin überzeugt, dass die Zukunft der Herzschrittmachertechnologie in den sondenlosen Systemen liegt, da sie die Elektrode als Schwachstelle traditioneller Herzschrittmacher eliminieren.“

Haben gemeinsam den sondenlosen Herzschrittmacher implantiert:  Anne Krieger, Professor Dr. Martin Brück, Gabriele Schmidt.
Von links: Haben gemeinsam den sondenlosen Herzschrittmacher implantiert: Anne Krieger, Professor Dr. Martin Brück, Gabriele Schmidt.