Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die zentrale Botschaft: Impfungen schützen nicht nur vor Infektionskrankheiten – sie bieten auch einen wichtigen Schutz für das Herz.

Zu Beginn ging Prof. Brück auf ein aktuelles Problem ein: In Deutschland hat sich eine zunehmende Impfmüdigkeit breitgemacht. Trotz der in der COVID-19-Pandemie deutlich gewordenen Schutzwirkung von Impfungen ist die Impfbereitschaft gesunken. „Diese Impfmüdigkeit gefährdet nicht nur den individuellen Schutz, sondern auch den Schutz besonders gefährdeter Gruppen“, betonte der Chefarzt. Gründe hierfür seien unter anderem mangelndes Vertrauen, eine geringe Risikowahrnehmung, strukturelle Hürden sowie verbreitete Impfmythen.

„Wir müssen wieder stärker über den Nutzen von Impfungen informieren“, betonte Prof. Brück und ging in seinem Vortrag gezielt auf Mythen ein, um diese zu entkräften. 

  • Mythos 1: Impfungen lösen eine Herzmuskelentzündung aus. „Fakt ist: Das Risiko einer Herzmuskelentzündung ist bei Virusinfektionen wie Influenza oder COVID-19 um ein Vielfaches höher als durch eine Impfung“, so Brück.

  • Mythos 2: Grippeimpfung schützt nur die Atemwege. „Studien zeigen, dass die Grippeimpfung das Herzinfarktrisiko um 18 Prozent senken kann“, verdeutlichte der Kardiologe.

  • Mythos 3: Nach einem Herzinfarkt sollte man mit Impfungen warten. „Das Gegenteil ist der Fall: Nach einem stabil überstandenen Herzinfarkt können Impfungen das Risiko gefährlicher Komplikationen deutlich reduzieren“, sagte der Chefarzt.

  • Mythos 4: RSV betrifft nur Kinder. Prof. Brück erklärte: „Das ist so nicht korrekt. Das Respiratorische Synzytial-Virus kann auch ältere Erwachsene und Menschen mit Herzproblemen schwer treffen, darum kann eine Impfung sinnvoll sein.“

Besonderen Raum nahm die Darstellung der wichtigsten Impfungen für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein. Hierzu zählen laut Prof. Martin Brück insbesondere:

  • Influenza (Grippe) – Die jährliche Impfung schützt nicht nur vor schweren Atemwegsverläufen, sondern senkt auch kardiovaskuläre Ereignisse.

  • Pneumokokken – Die Impfung ist empfohlen ab 60 Jahren. Sie verhindert schwere Verläufe in 60 bis 70 Prozent der Fälle und reduziert das Risiko für Herzerkrankungen um 10 Prozent.

  • RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) – Die Impfung ist seit 2024 von der STIKO für Personen ab 75 Jahren empfohlen. Sie schützt zu fast 90 Prozent vor schweren Atemwegsinfekten.

  • COVID-19 – Regelmäßige Auffrischimpfungen mindern das Risiko schwerer Verläufe und senken die Wahrscheinlichkeit eines Long-COVID-Syndroms bei Herzpatienten um bis zu 43 Prozent.

  • Herpes Zoster (Gürtelrose) – Besonders empfohlen ist die Impfung für Menschen ab 60 Jahre und Personen mit Grunderkrankungen.

 „Gerade für Menschen mit Herzerkrankungen stellen Infektionen eine besondere Belastung dar. Impfungen können helfen, schwere Komplikationen wie Herzinfarkt oder Herzschwäche zu verhindern“, so Brück. Neben wissenschaftlichen Fakten stellte er praxisnahe Entscheidungshilfen und Strategien zur Stärkung des Vertrauens in Impfungen vor – etwa empathische Aufklärungsgespräche und niedrigschwellige Impfangebote.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Teilnehmer Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen und persönliche Anliegen zu diskutieren. Viele nutzten die Möglichkeit, sich individuell über Impfempfehlungen zu informieren.

Prof. Brück zeigte sich erfreut über das große Interesse: „Es ist ermutigend zu sehen, wie groß das Informationsbedürfnis ist. Unser Ziel ist es, Ängste abzubauen und Patienten zu unterstützen.“