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Knie
Das menschliche Kniegelenk ist mit seinen Bändern, dem Knorpel und den beiden Meniskus-„Scheiben“ verletzungsanfällig und komplex. Durch schwere Verletzungen, Bagatellunfälle und auch durch Verschleiß können sehr einschränkende Probleme auftreten, welche die Lebensqualität negativ beeinflussen.
Einfache Arthroskopien am Knie werden bei uns ambulant durchgeführt. Bei komplexeren Eingriffen wie einer Kreuzband-OP oder Umstellung empfiehlt sich oft ein kurzstationärer Aufenthalt, um die Schmerztherapie und eine direkte physiotherapeutische Nachbehandlung besser gestalten zu können. Die angewandten minimalinvasiven athroskopischen Techniken (Ausnahme: Umstellungsosteotomie und Endoprothese) bieten im Vergleich zur klassischen offenen Technik den Vorteil einer schnelleren Heilung und eines geringeren Infektionsrisikos. Je nach Eingriffsart und Berufsbild kann ein Arbeitsausfall von zwei bis acht Wochen resultieren. Prinzipiell sind sitzende Tätigkeiten meist deutlich schneller wieder möglich als körperliche Tätigkeiten. Die volle Sportfähigkeit ist bei Kreuzbandoperationen nach sechs Monaten wiederhergestellt, bei einfacheren arthroskopischen Operationen deutlich früher (zwei bis vier Wochen).
„Die von uns angewandten minimalinvasiven athroskopischen Techniken bieten im Vergleich zur klassischen offenen Technik den Vorteil einer schnelleren Heilung unter Minimierung von Komplikationen.“
Priv.-Doz. Dr. med. René Burchard, Chefarzt
Ein häufiges Krankheitsbild ist der Meniskusriss. Der Meniskus ist der Stoßdämpfer des Kniegelenks und für den Schutz des empfindlichen Knorpels zuständig. Kommt es zu einem Riss, können Anteile des Meniskus ins Gelenk einschlagen und stechende Schmerzen verursachen. Die Symptome können wechselnd sein, je nachdem wie das abgerissene Meniskusstück zum Liegen kommt. Auf Dauer kann daraus sogar ein Knorpelschaden resultieren. Bei kleineren oder zerfetzten Rissen macht es bei Beschwerden Sinn, den defekten Anteil sparsam und arthroskopisch zu entfernen. Große Risse sollten nach Möglichkeit vernäht und refixiert werden, da das Meniskusgewebe nicht nachwächst.
Nicht nur bei Sportverletzungen, sondern auch bei alltäglichen Ereignissen kann es zu einem Riss des Kreuzbandes kommen. Da die Kreuzbänder die zentralen Stabilisatoren des Kniegelenks sind, kommt es bei deren Verletzungen zu einer deutlichen Überlastung der Meniskusscheiben und des Knorpels mit einem erhöhten Risiko an Sekundärschäden (Meniskusriss, Knorpelschäden, Arthrose). Deshalb empfiehlt es sich, die Stabilität des Kniegelenks wieder herzustellen.
Leider heilen Kreuzbandverletzungen fast nie ohne ärztliches operatives Dazutun. Es erscheinen zwar immer wieder anderweitige Meinungen, es muss jedoch ohne OP von einer Fehlheilung (das Band heilt nicht mehr am Knochen fest, sondern am hinteren Kreuzband) und inkompletter Stabilität ausgegangen werden.
Ein Riss des Kreuzbandes bedeutet einen erheblichen Stabilitätsverlust für das betroffene Kniegelenk. Folgeschäden sind ein häufiges Problem und können sogar in eine Arthrose münden. Um dies zu verhindern führen wir im Rahmen einer minimalinvasiven Arthroskopie den Ersatz des Kreuzbandes aus einer körpereigenen Sehne durch. Als eines von wenigen spezialisierten Zentren in Deutschland bergen wir die Sehne in der „Dillenburger Technik" schonend aus der Kniekehle.
Als Fixationssystem nutzen wir am Oberschenkelknochen einen speziellen Titanknopf (TightRope®) und am Unterschenkel entweder eine bioresorbierbare Schraube (selbstauflösend) oder ebenfalls den Titanknopf.
Ein weiteres häufiges Problem des Kniegelenks sind Instabilitäten der Kniescheibe. Hierbei ist es in der Krankheitsgeschichte des Patienten entweder zu einer echten Ausrenkung (Luxation) der Kniescheibe (Patella) gekommen oder aber zu sogenannten Beinahe-Luxationen (Subluxation). Reichen konservative Maßnahmen wie Physiotherapie oder das Tragen einer speziellen Bandage nicht mehr aus, ist oftmals eine OP unumgänglich.
In vielen Fällen hat sich hier in der modernen Kniechirurgie ein minimalinvasives Verfahren unter Zuhilfenahme einer körpereigenen Sehne bewährt, wobei die Führung der Kniescheibe deutlich verbessert wird. In ausgeprägten Fällen ist teilweise auch eine Änderung der knöchernen Führung notwendig.
Bei chronischer Subluxation oder nach akuter Luxation der Kniescheibe gilt es zunächst die Ursache herauszufinden. Nach einer detaillierten Diagnostik mittels MRT oder CT erfolgt die Therapieplanung. Häufig findet sich eine Zerstörung des inneren Halteapparates der Kniescheibe (MPFL-Komplex). Diese anatomische Struktur wurde erst vor einigen Jahren entdeckt und ist seitdem in den Mittelpunkt der Patellastabilisations-OPs gerückt. Wir führen die minimalinvasive MPFL-Plastik durch. Hierbei werden mittels einer körpereigenen Sehne beide Zügel des Komplexes rekonstruiert. Die eingezogene Sehne wird mittels bioresorbierbaren Schrauben in der Kniescheibe und dem Oberschenkelknochen minimalinvasiv über zwei kleinste Schnitte verankert.
Ist als Ursache eine Fehlanlage der Kniescheibensehne am Tibiakopf (Schienbein) auszumachen, empfiehlt sich alleinig oder in Kombination mit der MPFL-Plastik eine Innenwärts-Verschiebung des Sehnenansatzes am Knochen (Tuberositasmedialisierung).
Ein Gelenk besteht aus verschiedenen Komponenten, z.B. aus Knorpel. Den Knorpel kann man mit dem Reifen beziehungsweise dem Reifenprofil eines Autos vergleichen. Es gibt weiterhin noch Bänder und den sogenannten Meniskus im Kniegelenk. Hier ist der Vergleich mit der Radaufhängung und dem Stoßdämpfer oft sehr hilfreich.
Kommt es nun durch verschiedene Ursachen zu einer Abnutzung des Reifenprofils, also des Knorpels, spricht man von Arthrose. Die Ursachen sind sehr unterschiedlich. Es gibt die genetische Disposition, das heißt Arthrose kommt gehäuft in der eigenen Familie vor, oder aber auch die posttraumatische Arthrose, das heißt nach einem Unfallmechanismus sind zum Beispiel Stoßdämpfer (Meniskus) oder aber Teile der Radaufhängung (Bänder und Knochen) in Mitleidenschaft gezogen. Hieraus kann sich - oft erst nach Jahren - eine Arthrose entwickeln.
Der Arzt stellt die Diagnose anhand der Beschwerden des Patienten, die sich häufig durch morgendliche Anlaufschmerzen sowie Belastungsschmerzen, aber auch eine Gelenkschwellung oder einen unangenehmen Druck in der Kniekehle äußern können. Meist werden zunächst Röntgenbilder angefertigt und gegebenenfalls je nach individueller Situation durch ein MRT ergänzt. Das Röntgenbild bietet den Vorteil, Informationen über das Gelenk unter Belastung zu gewinnen. Das MRT wiederum stellt auch die Gewebe jenseits des Knochens dar (Knorpel, Meniskus, Bänder, …).
Arthrose ist jedoch nicht gleich Arthrose. Der Mediziner teilt diese in verschiedene Schweregrade ein. Eine leichte Arthrose bedeutet, dass der Knorpel überall noch vorhanden, jedoch an manchen Stellen ausgedünnt ist. Dies kann flächig oder aber auch nur in einem kleinen Bezirk, ähnlich einem Schlagloch in einer Straße, sein. Bei mittelgradigen Arthrosen ist der Knorpel schon deutlich stärker ausgedünnt und bei der schweren Arthrose finden sich bereits Bezirke, in denen der Knochen frei liegt und Knorpel gänzlich fehlt, man läuft sprichwörtlich „auf der Felge“.
Wird ein umschriebener Knorpelschaden diagnostiziert, das oben bereits erwähnte Schlagloch, dann ist auch die Option der Knorpelzelltransplantation ein wirkungsvolles Werkzeug des Kniechirurgen. Hierbei werden körpereigene Knorpelzellen aus Bereichen geringerer Belastung entnommen und zu einer „Knorpelpaste“ unter Zuhilfenahme körpereigener Wachstumsfaktoren verarbeitet. Bei diesem Verfahren kann die Operation in einem Schritt erfolgen. Weiterhin besteht ein großer Vorteil dieser neuen Methode darin, dass ausschließlich körpereigene Substanzen für die Versiegelung des Knorpeldefektes genutzt werden (AutoCart Knorpeltransplantation) Bei milden Knorpelschäden kann auch alternativ als nicht-operatives Verfahren die ACP-Eigenbluttherapie sehr vielversprechend sein.
Ist bereits Knorpel aufgebraucht oder zerstört worden (Arthrose, Chondromalazie) kommt es zu den sogenannten klassischen Verschleißerscheinungen mit morgendlichen Startschwierigkeiten, Belastungsschmerzen, Ergussbildung, einer Bakerzyste und Gelenkschwellung. Häufig sind Patienten in diesem Fall mit der Frage eines künstlichen Kniegelenks konfrontiert. Diese weitreichende und endgültige Entscheidung sollte gut überlegt sein.
In bestimmten Fällen findet sich eine nur teilweise auftretende Knorpelschädigung, dass heißt, nicht alle Anteile des Kniegelenks sind betroffen, sondern nur eine Seite (innen/außen, medial/lateral). Hier bietet die sogenannte Umstellungsoperation (Umstellungsosteotomie, Tibiakopfosteotomie, Umstellung) eine elegante und minimalinvasive Alternative zum künstlichen Gelenk. Die oftmals zugrundeliegende Beinachsenabweichung (O-Bein/X-Bein) lässt sich hier mit einer verstellten Spur am Auto vergleichen. Stellt man diese ein, kann man den schräg abgefahrenen Reifen (Knie) auf der noch guten Seite weiterfahren. Ein künstliches Gelenk kann vermieden werden.
Spur einstellen...
Bei Teilarthrose des Kniegelenks bietet sich die Möglichkeit einer Umstellungsoperation als Alternative zum künstlichen Kniegelenk an. Hierbei wird die Beinachse, über welche die Kraft des Körpergewichts durch das Kniegelenk geleitet wird, verändert. Die Belastung wird weg vom defekten, hin zum intakten Knorpel verschoben.
Die kniegelenksnahen Osteotomien gliedern sich in zwei „Angriffspunkte“ auf. Den Tibiakopf (kniegelenksnahes Schienbein) und den distalen Femur (kniegelenksnaher Oberschenkelknochen). Je nach Ort und Begebenheit erfolgt eine exakt geplante Einsägung eines Teils des Knochens und entweder das Erzeugen eines Spaltes oder das Entfernen eines Keiles.
Die Veränderung wird über eine stabile Titanplatte und entsprechende Schrauben gehalten. Hierdurch verändert sich die Beinachse und der zerstörte Anteil des Gelenks „fliegt“ bildlich gesprochen in der Belastungsphase. Je nach Methode fällt im Anschluss eine Entlastungsphase an Gehstützen für vier bis sechs Wochen an. Die durchschnittliche Arbeitsausfallzeit für sitzende Tätigkeiten liegt im Bereich von 3-4 Wochen, für Autofahrten im Bereich der Entlastungsphase und für körperlich arbeitende Personen im Mittel bei zwölf Wochen. Vorteil dieses Verfahren ist die Erhaltung des körpereigenen Gelenks und die Rückzugsmöglichkeit in Richtung künstliches Gelenk, wenn es einmal nicht mehr gehen sollte. Die andere Richtung bleibt dem Geplagten verwehrt, sollte er mit einem künstlichen Gelenk nicht zufrieden sein.
Ist bereits Knorpel aufgebraucht oder zerstört worden (Arthrose, Chondromalazie) kommt es zu den sogenannten klassischen Verschleißerscheinungen mit morgendlichen Startschwierigkeiten, Belastungsschmerzen, Ergussbildung und Gelenkschwellung (teils auch mit einer Bakerzyste). Häufig sind Patienten in diesem Fall mit der Frage eines künstlichen Kniegelenks konfrontiert. Diese weitreichende und endgültige Entscheidung gilt gut überlegt und alle Vor- und Nachteile abgewägt.
Unsere Philosophie beinhaltet, die eigene Körperbiologie so lange wie möglich zu erhalten. Sind die Defekte jedoch zu groß, kommt in minimalinvasiver Technik die sogenannte Schlittenprothesen bei Teilarthrose oder Vollprothesen (Knie-TEP, künstliches Kniegelenk) bei kompletter Kniegelenksarthrose (Gonarthrose) zum Einsatz (Broschüre zum Download).
Die Schlitten-Endoprothese
Wir verwenden bei Teilarthrosen (nur innen oder außen) eine sogenannte Schlittenprothese. Hierbei wird nur der defekte Teil des Knorpel ersetzt und nicht etwa das ganze Gelenk.
Ein spezieller hochfester Kunststoffkörper (Inlay) den ursprünglichen Part des Meniskus.
Der Oberflächenersatz
Sollte es jedoch im ganzen Knie zu Knorpelschäden gekommen sein, bietet sich nur die sogenannte Vollprothese an. Hierbei werden alle knorpeltragenden Anteile durch eine Metallfläche überkront.
Ein spezieller hochfester Kunststoffkörper (Inlay) den ursprünglichen Part des Meniskus. Die Kniescheibe wird in aller Regel nicht ersetzt, da die meisten Patienten ohne diesen Ersatz schmerzfrei sind.
Das achsgeführte Gelenk
Sind durch die entzündlichen Prozesse der Arthrose oder aber auch durch frühere Unfälle Seitenbänder des Kniegelenk funktionslos, sollte diesem Defizit bei der Operation Rechnung getragen werden.
Eine sogenannte achsgeführte Endoprothese ersetzt durch eine interne Achse die Funktion der Seitenbänder. Da bei dieser Variante sehr hohe Kräfte wirken, ist es erforderlich die Verankerung der Prothesenteile über sogenannte Schaftverlängerungen zu gewährleisten.