„In seltenen Fällen kann sich eine Geburt unerwartet zu einem lebensbedrohlichen Notfall entwickeln. Dann hängt alles davon ab, dass das Personal richtig reagiert und effektiv zusammenarbeitet“, erläuterte Dr. Peter Stuzmann, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Wetzlar. „Trainings über alle Berufsgruppen hinweg bereiten unser Team auf die komplexen Anforderungen in solchen Situationen vor. So sind Mutter und Kind bei uns jederzeit in den besten Händen.“

Ziel der Fortbildung ist die höchste Sicherheit für Mutter und Kind während des Geburtsverlaufs und eine optimale Versorgung in möglichen Notfallsituationen. Die theoretischen Grundlagen des Kreißsaalnotfalltrainings vermittelte Dr. Florian Sina, Leitender Oberarzt an den Sana Kliniken Duisburg. Dabei ging es sowohl um die physiologische vaginale Geburt als auch um Notfallsituationen wie vaginal-operative Entbindungen oder um Schulterdystokien. Auch die Kommunikation im interprofessionellen Team sowie das Beherrschen von Abläufen wurden geschult.

Im praktischen Teil der Fortbildung wurden verschiedene Notfallszenarien im Kreißsaal durchgespielt. „Wir haben die Simulationspuppe mit verschiedenen Notfallszenarien programmiert“, erläuterte Kreißsaaloberärztin Dr. Yvonne Völkel. Jeweils ein Team aus Hebamme, Assistenzarzt, Oberarzt und gegebenenfalls Anästhesisten mussten sich der ihnen zunächst unbekannten Notfallsituation stellen. Dabei konnte das Personal die Puppe vaginal untersuchen, Zugänge und Infusionen legen. Zudem konnten am dazugehörigen Bildschirm das CTG, auf dem die Herztöne und Wehen zu beobachten sind, und die Vitalparameter, also unter anderem Puls, Blutdruck und Körpertemperatur, abgelesen werden. „Dadurch kann die Notfallsituation realistisch eingeschätzt werden und ermöglicht es den Kollegen entsprechend zu reagieren“, erläuterte Dr. Völkel. „Wir haben unterschiedliche Situationen mit kleinen und großen Fallstricken trainiert. Das wichtigste ist Ruhe zu bewahren, sich einen Überblick zu verschaffen und dann im Team die Situation bestmöglich zu meistern“, so Dr. Völkel weiter.

„Dass die Gebärende und das Baby nur Puppen sind, haben wir während der Übung schnell vergessen“, erklärte Vanessa Neuhof, Hebamme in der Geburtshilfe am Klinikum Wetzlar. „Im Notfall muss jeder Handgriff sitzen, jeder im Team seine Rolle kennen. Es ist wichtig solche Situationen zu üben. Darum sind wir froh, dass wir die Möglichkeit haben, solche Trainings zu machen“, so die Geburtshelferin weiter.

„Das Team der Geburtshilfe hat die Notfallszenarien hervorragend gemeistert. Ich bin sehr froh, ein so kompetentes Kreißsaal-Team zu haben. Auch wenn dies nur eine Simulation war und nicht die Realität darstellt, helfen Trainings wie diese zweitägige Schulung dabei, auf dem neusten Stand zu bleiben, Notfallsituationen zu trainieren, zu evaluieren und die Kommunikation im Team zu stärken“, so das Fazit von Chefarzt Dr. Stuzmann.

Dr. med. Peter Stuzmann (Vierter von links) und sein Team untersuchen die Funktionen der Simulationspuppe.