Hier finden Sie eine Auswahl der Fragen zum Thema Brusterkrankungen an den Oberarzt Dr. Knut Radler von der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Wetzlar.

Frage: Meine Mutter ist an Brustkrebs erkrankt. Sie bekommt aktuell eine Chemotherapie und wurde vorher bereits operiert. Welche Maßnahmen kann sie unterstützend durchführen?

Dr. med. Knut Radler: Ihre Mutter soll sich während der Chemotherapie gesund ernähren: vitaminreich, Alkohol in größeren Mengen meiden und soweit der Zustand und das Befinden es zulassen, körperlich aktiv sein: z.B. Spaziergänge an der frischen Luft. Sie soll nur die Medikamente einnehmen, die von den behandelnden  Ärzten empfohlen und verordnet werden.

Frage: Welche Operationsmöglichkeiten bei Brustkrebs gibt es denn? Kann ein Tumor mittlerweile auch durch einen Schlüssellocheingriff entfernt werden?

Dr. med. Knut Radler: Ziel der OP ist es, das bösartige Gewebe mit einem Sicherheitsabstand zu entfernen. Reste des Krebsgewebes sollen nicht zurückbleiben. In vielen Fällen ist dies im Rahmen einer brusterhaltenden Operation möglich. Schlüssellocheingriffe im Bereich der Brust werden nicht durchgeführt. Früher gab es den Versuch, Lymphknoten aus der Achselhöhle durch Schlüssellochtechnik zu operieren - diese Technik hat sich nicht durchgesetzt.

Frage: Mein Arzt hat mir gesagt, dass es gut wäre, wenn ich mir die Brust entfernen lassen würde, da der Tumor schon in die Brust gestreut hat.

Dr. med. Knut Radler: Wenn in der Brust mehrere Brustkrebsherde vorliegen, sollte man in den meisten Fällen die Brust abnehmen - es sei denn, die Befunde liegen nahe beieinander. Dennoch wird das operative Vorgehen natürlich auch von der Brustgröße und der Größe der Brustkrebsherde bestimmt.

Frage: Wäre es sinnvoll, auch die andere Brust entfernen zu lassen? Angelina Jolie hat das ja machen lassen.

Dr. med. Knut Radler: Bei der amerikanischen Schauspielerin liegt eine nachgewiesene Brustkrebsgenanlage vor. D.h. sie hat ein bis zu 90-prozentiges Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Da macht die vorbeugende Operation nach eingehender Beratung Sinn. Die Gentestung führt man durch, wenn eine familiäre Häufung von Brustkrebs und Eierstockkrebs vorkommt. Die Brustkrebsgenanlage ist nur bei 5 Prozent aller Brustkrebspatientinnen vorhanden.

Frage: Kann man nach einer Brustentfernung die Brust einfach wieder rekonstruieren? Würde das meine Krankenkasse zahlen oder muss ich selbst dafür aufkommen?

Dr. med. Knut Radler: Bei Operationen wegen Bösartigkeit zahlen die Krankenkassen die Behandlung, auch Rekonstruktionen werden bezahlt - auch u.U. wiederholt notwendige Eingriffe. Sollte eine Abnahme der Brust nötig sein, wird immer über die Möglichkeiten der Rekonstruktion gesprochen. Bei Wunsch nach Rekonstruktion erfolgt die Grundlage dafür bei der Erstoperation, z.B. eine Einlage eines Implantates - häufig sind jedoch weitere Operationen nötig.

Frage: Bei mir (76 Jahre) wurde Brustkrebs diagnostiziert. Meine Tochter drängt mich nun, mich schnellstmöglich operieren zu lassen. Ich möchte mich aber in Ruhe informieren und mir die richtige Klinik aussuchen. Zwei Fragen habe ich: Muss ich mich schnellstmöglich operieren lassen und auf was muss ich achten, wenn ich mir eine Klinik aussuche?

Dr. med. Knut Radler: Sie sollten sich in einem zertifizierten Brustzentrum beraten und operieren lassen. Ich finde es gut, dass Sie sich Zeit nehmen. Sie sollten sich gut informiert fühlen und bereit zu der Operation sein. Wir vergeben OP-Termine in 7-14 Tagen nach der Diagnosestellung - also auch nicht sofort! Nach Diagnosestellung sollte aber in einem Zeitraum von 3-4 Wochen die OP durchgeführt werden - nicht später.

Frage: Ich habe gesehen, dass Sie im Brustzentrum an zahlreichen Studien teilnehmen, wie kann ich - als Brustkrebspatientin - an einer solchen Studie teilnehmen?

Dr. med. Knut Radler: Sie können nur an einer Studie teilnehmen, wenn geeignete Kriterien seitens der Tumorerkrankung vorliegen. Für jede Studie ist dies streng definiert. Wir prüfen bei jeder Patientin, ob eine Studienteilnahme möglich ist, und bieten die Teilnahme dann an.

Frage: Letztes Jahr wurde bei mir ein Fibroadenom, 0,6 mm, in der linken Brust festgestellt. Muss es operiert werden? Ich bin 61 Jahre alt.

Dr. med. Knut Radler: Grundsätzlich müssen Fibroadenome nicht entfernt werden - diese Aussage kann man aber nur treffen, wenn der Befund möglichst histologisch gesichert ist. Sonst vermutet man anhand der Bildgebung, dass ein Fibroadenom vorliegt. Der Befund ist mit 6 mm sehr klein und sollte nicht größer werden. Daher ist eine Kontrolle im Verlauf sinnvoll.