„Die Rezertifizierung ist für uns ein toller Erfolg und belegt, dass wir die Patienten nach höchsten Qualitätskriterien und leitliniengerecht behandeln“, erklärt Tobias Gottschalk, Geschäftsführer (Sprecher) der Lahn-Dill-Kliniken. „Dass wir hier einen solch hohen Standard setzen können, ist unseren Mitarbeitern zu verdanken“. 

„Die Aufgabe der Stroke Unit ist die Akutversorgung von Schlaganfallpatienten, die Frührehabilitation sowie die Suche nach der Ursache des Schlaganfalls, um das Risiko weiterer Schlaganfälle zu verringern“, so Priv.-Doz. Dr. Tobias Braun, Chefarzt der Klinik für Neurologie. Bereits seit 2011 weist die Stroke Unit am Klinikum Wetzlar qualitätsgesicherte Abläufe bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten nach. Die regelmäßige externe Kontrolle stellt sicher, dass die hohen Anforderungen nachhaltig erfüllt sind.  Dazu zählen unter anderem klar definierte Arbeitsabläufe sowie die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit von Fachärzten, Pflegepersonal und Bettenkapazität. Teil der Zertifizierung ist außerdem die Überprüfung der Qualität bisher durchgeführter Behandlungen. Auf der auf Stroke Unit am Klinikum Wetzlar ist es möglich, Medikamente zu verabreichen, die ein Blutgerinnsel im Gehirn auflösen können (Thrombolyse). Auch die notallmäßige mechanische Entfernung des Gerinnsels (Thrombektomie) kann – beispielsweise am Universitätsklinikum Gießen und Marburg – geplant werden. 

„Dass wir unsere Stroke Unit erfolgreich rezertifizieren konnten, ist eine starke Teamleistung“, verdeutlicht Priv.-Doz. Dr. Tobias Braun. „Zum interdisziplinären Stroke-Team gehören neben den ärztlichen Kollegen auch hochspezialisierte Pflegefachkräfte, Therapeuten und Kollegen aus dem Case Management. Ich möchte mich bei allen aus dem Stroke-Team herzlich bedanken. Sie haben mit ihrem hohen Engagement ermöglicht, dass wir die Rezertifizierung erfolgreich durchlaufen haben und unseren Patienten damit das höchste medizinische Niveau bieten“, erklärt der Chefarzt weiter.

In der Stroke Unit am Klinikum Wetzlar werden jährlich etwa 800 Patienten behandelt. Acht Betten stehen dabei für die schnellstmögliche Behandlung von Schlaganfall-Patienten bereit. Zusätzlich gibt es auf der neurologischen Station weitere zehn Betten, die alle mit Überwachungs-Monitoren ausgestattet und mit der zentralen Monitorüberwachung am Pflegestützpunkt verbunden sind. Zur medizintechnischen Ausstattung am Klinikum Wetzlar gehören außerdem Ultraschallgeräte der neuesten Generation zur Darstellung von Engstellen der Hals- und Hirngefäße sowie ein hochauflösendes Videoendoskop zur Erfassung von Schluckstörungen. In Kooperation mit dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie besteht außerdem rund um die Uhr die Möglichkeit der modernen MRT- und CT-Bildgebung, die es beispielsweise ermöglicht, die Durchblutung des Hirngewebes darzustellen. 

Hintergrund

Ein Schlaganfall ist die Folge einer Durchblutungsstörung oder einer Blutung im Gehirn. Dadurch erhalten die Nervenzellen im Gehirn zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe, was zum Absterben der betroffenen Gehirnzellen führt. Jährlich erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, alle neun Minuten stirbt ein Mensch an den Folgen eines Schlaganfalls. Der Schlaganfall ist damit die zweithäufigste Todesursache und der häufigste Grund für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter oder die Unterbringung in stationären Pflegeheimen. Überlebende leiden oft unter Folgeerscheinungen wie Lähmungen, Schluck-, Sprach- und Gedächtnisstörungen, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können und sich in schweren Fällen nicht mehr zurückbilden. 

Jeder Schlaganfall ist ein Notfall. Qualität und Zeitpunkt der Erstbehandlung sind entscheidend um die Folgen des Schlaganfalls zu minimieren. Je früher bei einem Schlaganfall der Rettungswagen gerufen und Betroffene richtig behandelt werden, desto höher sind die Überlebenschancen und desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit von Folgeeinschränkungen.

Stroke Units sind spezielle stationäre Einrichtungen einer Neurologischen Klinik mit der Möglichkeit einer besonders intensiven Betreuung von Patienten mit einem akuten Schlaganfall, die auf einer Normalstation nicht gewährleistet werden kann. Auf dieser Station werden Schlaganfallpatienten von der unmittelbaren Akutphase bis zur Entlassung oder Verlegung in eine Rehabilitationseinrichtung von einem speziell ausgebildeten, fachbereichsübergreifenden Team aus Spezialisten betreut. Zu diesem interdisziplinären Team gehören Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten sowie Mitarbeiter des Case Managements.

Von links: Freuen sich über die erneute Zertifizierung: Katja Streckbein, Geschäftsführerin Lahn-Dill-Kliniken, Thorsten Wörz, Pflegerische Bereichsleitung Neurologie, Stefan Zinn, Pflegedienstleitung, Thorsten Schmelzer, Leitender Oberarzt Klinik für Neurologie, Priv.-Doz. Dr. Tobias Braun, Chefarzt Klinik für Neurologie, Tobias Gottschalk, Geschäftsführer (Sprecher) Lahn-Dill-Kliniken und Andrea Tönges, Leitung Qualitäts- und Risikomanagement.