Die Veranstaltung wurde von den Kliniken für Orthopädie und Unfallchirurgie unter der Leitung von Professor Dr. Christopher Bliemel organisiert. Gemeinsam mit der Oberärztin Susanne Markgraf, dem leitenden Oberarzt Christian Braune sowie Corinna Wanger, der leitenden Physiotherapeutin am Klinikum Wetzlar und TheraMedis Lahn-Dill, gab er einen umfassenden Überblick über konservative, operative und physiotherapeutische Ansätze bei Rückenschmerzen.

Susanne Markgraf stellte die häufigsten Ursachen von Rückenschmerzen vor. In den meisten Fällen sind diese wirbelsäulenbedingt, etwa durch Verschleißerscheinungen, Fehlbelastungen, Skoliosen, Wirbelgleiten oder osteoporotische Wirbelkörperfrakturen. Seltenere Ursachen wie Entzündungen, Tumoren oder rheumatische Erkrankungen (z. B. Morbus Bechterew) erfordern eine gezielte Diagnostik.

„Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel und psychosoziale Belastungen erhöhen das Risiko für chronische Rückenprobleme erheblich“, sagte die Wirbelsäulenspezialistin. Typische Krankheitsbilder, die in der täglichen Praxis häufig vorkommen, sind der Bandscheibenvorfall, die Spinalkanalstenose, die Facettgelenkarthrose, Wirbelgleiten sowie Osteoporose bedingte Frakturen.

„An erster Stelle der Therapie steht immer die konservative Therapie“, erklärte die Oberärztin. „Dabei geht es vorrangig um Schmerzlinderung und die Vermeidung chronischer Verläufe. Das Spektrum reicht von Physiotherapie über balneophysikalische Maßnahmen und Infiltrationstherapien bis hin zu unterstützenden Verfahren wie Wärmebehandlung, Elektrotherapie oder entlastende Lagerung.“ 

Ein operativer Eingriff wird beispielsweise bei Lähmungserscheinungen, Störungen der Blasen- oder Mastdarmfunktion, Gangunsicherheiten oder anhaltenden Schmerzen trotz konservativer Therapie über mindestens sechs Wochen notwendig.

Christian Braune, leitender Oberarzt, stellte das breite operative Spektrum der Lahn-Dill-Kliniken vor. Dazu gehören die Versorgung von Frakturen der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule, die operative Behandlung tumoröser und metastatischer Veränderungen sowie Eingriffe bei degenerativen Erkrankungen. Zum Einsatz kommen moderne minimalinvasive Techniken wie Dekompressionen, Nukleotomien, Spondylodesen sowie kombinierte dorsoventrale Verfahren. Ein besonderes Augenmerk legte der leitende Oberarzt auf die O-Arm-Technologie – ein mobiles 3D-Bildgebungssystem, das während der Operation eingesetzt wird. Es ermöglicht eine präzise Navigation und reduziert gleichzeitig die Strahlenbelastung für Patientinnen, Patienten und Personal. „Mit dieser Technik erreichen wir ein sehr hohes Maß an Sicherheit und Genauigkeit bei einer Operation“, so Braune.

Corinna Wanger stellte die stationären und ambulanten physiotherapeutischen Angebote des Klinikums Wetzlar und des Therapiezentrums TheraMedis Lahn-Dill vor. „Ziel ist immer die schnellstmögliche Wiederherstellung der Mobilität und Selbstständigkeit nach Verletzungen oder Operationen“, sagte die leitende Physiotherapeutin. Im stationären Bereich beginnen Mobilisation, Haltungsschulung und Rückenschule meist bereits am ersten postoperativen Tag. Ergänzend vermittelt das Team alltagspraktische Strategien, z. B. zum rückenschonenden Bücken, Heben und Tragen. Ambulant bietet das Rehazentrum TheraMedis ein umfangreiches Trainings- und Therapieprogramm: Krankengymnastik (Einzel- und Gerätetherapie) zur gezielten Kräftigung und Mobilisierung, T-RENA (Trainingstherapeutische Rehabilitationsnachsorge) zur Steigerung der Leistungsfähigkeit, KGG (Krankengymnastik am Gerät) in Kleingruppen sowie Präventionskurse. Darüber hinaus kommt die Erweiterte Ambulante Physiotherapie (EAP) zum Einsatz, insbesondere nach Arbeits- oder Wegeunfällen, um die Belastbarkeit und Arbeitsfähigkeit gezielt wiederherzustellen.

Im Anschluss an die Fachvorträge nahmen viele Besucher die Gelegenheit wahr, individuelle Fragen zu stellen und persönliche Anliegen direkt mit den Experten zu besprechen. „Uns ist wichtig, die Menschen gut verständlich zu informieren und sie zu ermutigen, aktiv an ihrer Genesung mitzuwirken“, fasste Prof. Dr. Christopher Bliemel den Abend zusammen. „Rückenschmerzen lassen sich oft durch eine Kombination aus Aufklärung, Bewegung und gezielter Therapie gut in den Griff bekommen.“

Informierten umfassend über Rückenschmerzen (v.l.n.r.): Christian Braune, Corinna Wanger, Professor Dr. Christopher Bliemel und Susanne Markgraf