Zu der Veranstaltung eingeladen hatten Dr. Victor Teodor Garlonta, Chefarzt der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Urologische Onkologie, Dr. Peter Stuzmann, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, sowie Privatdozent Dr. Frank Ulrich, Chefarzt der Klinik für Allgemeine, Viszerale und Onkologische Chirurgie. Zahlreiche Interessierte nutzen die Gelegenheit, um einen Einblick in das hochmoderne Da Vinci-System zu erhalten.

Dr. Ulrich ging in seiner Präsentation auf die Vorteile des innovativen OP-Systems ein. „Zu nennen sind hier beispielsweise das sehr schonende und präzise Arbeiten auch bei großen onkologischen Eingriffen, der geringere Schmerzmittelbedarf nach einer Operation, die schnellere Mobilisation und ein kürzerer Krankenhausaufenthalt“, erklärte Chefarzt Dr. Ulrich. Zusätzlich würden die gewohnte körperliche Belastung sowie die Rückkehr in den Alltag früher möglich. „Mehrere Studien deuten auf eine geringere Rate an Komplikationen und Nahtundichtigkeiten bei roboterassistierten Eingriffen, sowie eine bessere Enddarm-, Blasen- und Sexualfunktion nach der Operation hin“, so Ulrich weiter.

Zu den klassischen Anwendungsgebieten in der Allgemeinchirurgie zählen unter anderem Dick- und Enddarmkrebs, eine schwere Divertikelkrankheit und Eingriffe an Magen und Speiseröhre bei Karzinomen oder Zwerchfellbruch mit Refluxkrankheit. Aber auch die Adipositaschirurgie mit Schlauchmagenbildung und Magenbypass, sowie Teilentfernungen von Leber und Bauchspeicheldrüse gehören zu den Behandlungsfeldern. Seit der Installation an den Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar im Oktober 2020 wurden mit dem Da Vinci-System rund 320 viszeralchirurgische Operationen durchgeführt.

„In der Urologie ist das Prostatakarzinom mit über 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland die häufigste Krebserkrankung des Mannes und wird mittlerweile, wenn die Möglichkeit besteht, robotisch-assistiert operiert“, erläuterte Dr. Garlonta in seinem Vortrag. Zudem werde die Robotik auch bei Nierenkrebs und Nebennierenkrebs sowie gutartigen Prostatavergrößerungen angewendet. Aber auch rekonstruktive Eingriffe bei angeborener Harnleiter-Verengung (Nierenbeckenabgangsenge) oder nach einer chirurgischen Therapie seien optimal mit der da Vinci-Methode durchführbar. „Ich bin froh, dass die Lahn-Dill-Kliniken 1,2 Millionen Euro für den Da Vinci investiert haben, denn Eingriffe mit diesem System können mit einer unvergleichbaren Präzision durchgeführt werden. Davon profitieren unsere Patienten“, sagte Dr. Garlonta.

Den klinischen Mehrwert des Da Vinci-Systems für die Gynäkologie stellte Dr. Peter Stuzmann in seinem Vortrag dar. „Roboterassistierte Medizin bietet einen großen Mehrwert für die Qualität der Intervention sowie die Sicherheit für Chirurgen und Patientinnen“, so der Chefarzt. Betrachte man typische gynäkologische Eingriffe wie beispielsweise die Hysterektomie, also die Entfernung der Gebärmutter, oder die Myomektomie, also die Entfernung von gutartigen Tumoren, biete der Da Vinci viele mögliche Vorteile.

Zudem kann das innovative System bei bösartigen Erkrankungen der Gebärmutter, mitunter auch des Eierstockes und des Eileiters eingesetzt werden. „Insbesondere die gezielte Entfernung einzelner Wächterlymphknoten oder die systematische Entfernung von Lymphknoten kann mittels Da Vinci hoch präzise erfolgen“, erläuterte Dr. Stuzmann. Im Vergleich zu herkömmlichen offenen Operationen seien auch bei gynäkologischen Operationen die Komplikationsraten niedriger, die Verweildauer kürzer und der Blutverlust geringer.

Besonders beeindruckt waren die Besucher von Fotos und Video-Sequenzen bereits durchgeführter Da Vinci-Operationen am Klinikum Wetzlar und den dazugehörigen Erklärungen und Erläuterungen der drei Chefärzte, die die moderne Technik besonders anschaulich machten. Im Anschluss erhielten alle Anwesenden die Möglichkeit, selbst mit praktischen Übungen das eigene Geschick an einem Da Vinci-Simulator unter Beweis zu stellen. Dabei erhielten sie Unterstützung von einem Ärzteteam, das den „Hobby-Operateuren“ mit Rat und Tat zur Seite stand.

Zusätzlich beantworteten die drei Gastgeber viele Fragen der Besucher. „Besonders gefreut haben wir uns darüber, dass auch aktuelle und ehemalige Patienten die Gelegenheit genutzt haben, sich noch intensiver mit dem da Vinci-System zu befassen und sich dabei sogar selbst an die Steuerkonsole gesetzt haben“, so Dr. Ulrich.

Hintergrund Da Vinci-Operationssystem:
Mit dem neuen High-Tech-Gerät können Patienten noch schonender operiert werden. Aktuell wird das System von den Ärzten der Allgemeinen, Viszeralen und Onkologischen Chirurgie, der Gynäkologie sowie der Urologie genutzt. Bei der Operation mit dem Da Vinci-System sitzt der Chirurg an einer Steuerkonsole, abseits des Operationstisches. Über Bedienelemente für die Hände und mehrere Fußpedale steuert er die Roboterarme, an deren Enden sich frei bewegliche Instrumente befinden und die zuvor über kleinste Schnitte in den Körper eingebracht wurden. Neben einer hervorragenden dreidimensionalen Sicht über die Kamera des Systems haben die Instrumente dabei einen größeren Bewegungsumfang als die menschliche Hand und erlauben dadurch auch in engen Körperhöhlen komplexe Operationsschritte. Bei den Eingriffen überträgt das System alle Bewegungen des Operateurs eins zu eins und dient dabei als hochpräziser verlängerter Arm des Chirurgen.

Bildunterschrift:
Gaben einen Einblick in das Operieren mit dem hochmodernen Da Vinci-System (von links): Dr. Victor Teodor Garlonta, Chefarzt der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Urologische Onkologie, Dr. Peter Stuzmann, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, und Privatdozent Dr. Frank Ulrich, Chefarzt der Klinik für Allgemeine, Viszerale und Onkologische Chirurgie.