In Deutschland sind über die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig, davon leiden rund 20 Prozent an krankhaftem Übergewicht (Adipositas).  „Hohes Übergewicht stellt nicht nur eine kosmetische und psychosoziale Belastung dar, sondern birgt auch erhebliche Gesundheitsrisiken. So erhöht Adipositas das Risiko für zahlreiche Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Fettleber und Schlafapnoe“, erklärte der Ärztliche Leiter. Auch das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen wie Speiseröhren-, Darm- oder Brustkrebs steige durch Adipositas signifikant. Ohne ärztliche Hilfe gelänge es vielen Patienten nicht, nachhaltig ihr Gewicht zu reduzieren. Dies betreffe insbesondere die Patienten mit höhergradiger Adipositas, also einem Body-Mass-Index von über 40 kg/m². „Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist Adipositas eine Erkrankung, die eine gezielte und spezialisierte Therapie erfordert“, verdeutlichte Dr. Reinisch-Liese.

Einen kurzen Einblick gab der Ärztliche Leiter in die medikamentöse Behandlung von Adipositas: „Im vergangenen Jahr sind in Deutschland einige neue Medikamente auf den Markt gekommen, die vielversprechende Ergebnisse zeigen und zusätzliche Optionen zur bisherigen Therapie von Adipositas bieten.“ Die neuen Ansätze zielten darauf ab, das Hungergefühl zu reduzieren, die Sättigung zu erhöhen und den Stoffwechsel zu beeinflussen, was zu einer effektiveren und nachhaltigen Gewichtsabnahme führen kann. Dr. Reinisch-Liese betonte jedoch: „Diese verschreibungspflichtigen Medikamente dürfen nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden und die damit verbundenen Kosten werden nicht von den Krankenkassen übernommen“

Im Klinikum Wetzlar haben Adipositaspatienten die Möglichkeit, sich umfassend behandeln zu lassen. „Wir bieten zusammen mit unseren Kooperationspartnern ein multimodales Therapiekonzept mit dem Schwerpunkt einer operativen Therapie und der anschließenden Nachsorge an“, erläuterte der Zentrumsleiter. 

Das Zentrum bietet die effektivsten und sichersten bariatrischen Operationen an. Dazu zählen restriktive Verfahren wie die operative Bildung eines Schlauchmagens und die Magenbypass-OP. „Bei der Schlauchmagenbildung wird ein Teil des Magens entfernt. Es bleibt nur ein kleiner schlauchförmiger Restmagen übrig. Durch die Verringerung der Magengröße können Patienten deutlich geringere Nahrungsmengen aufnehmen und sind schneller satt“, so Dr. Reinisch-Liese. „Bei der Magenbypass-Operation wird der Magen geteilt und der Dünndarm an eine kleine Magentasche angeschlossen. Daraus resultiert sowohl eine Magenverkleinerung als auch eine Verringerung der Aufnahme von Nahrungsbestandteilen aus dem Dünndarm“, erklärte der Adipositas-Experte.

Beide Operationen werden minimal-invasiv durchgeführt, häufig auch roboter-assistiert mit dem daVinci-System. Das bedeutet, dass Instrumente und Geräte durch kleine Schnitte oder natürliche Körperöffnungen eingeführt werden und auf große Schnitte verzichtet wird.  „Die Vorteile minimalinvasiver Chirurgie sind unter anderem ein besseres kosmetisches Ergebnis, ein geringerer postoperativer Schmerzmittelbedarf und ein kürzerer Krankenhausaufenthalt“, klärte Dr. Reinisch-Liese auf. Jedoch sollte jeder chirurgische Eingriff gründlich mit einem Facharzt besprochen werden, um die bestmögliche individuelle Behandlung zu gewährleisten.

„Die Nachsorge nach einer bariatrischen Operation ist schließlich entscheidend für den langfristigen Erfolg und die Gesundheit des Patienten. Sie umfasst eine Vielzahl von Aspekten, und erfolgt über ambulante Vorstellungen an unserem Zentrum“, so der Experte abschließend.